Wissenswertes

Terpene: Chemische Wunderstoffe mit vielseitigen Anwendungen in Parfümerie, Medizin und Kosmetik

Terpene: Chemische Wunderstoffe mit vielseitigen Anwendungen in Parfümerie, Medizin und Kosmetik

Das Wort “Terpene” leitet sich von “Terpentin” ab – einem zähflüssigen Balsam, auch bekannt als „Balsamum Terebinthinae“ oder “Kieferharz”. Terpentin wird aus dem Schnitt in die Rinde und das junge Holz verschiedener Kiefernarten gewonnen und besteht aus Harzsäuren sowie einigen Kohlenwasserstoffen. Diese ursprünglichen Verbindungen bildeten die Basis für die Bezeichnung „Terpene“, die heute vorwiegend pflanzliche Naturstoffe beschreibt, die aus Isopren-Einheiten aufgebaut sind.


Ursprung und natürliche Vorkommen

Terpene finden sich in einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Zahlreiche Pflanzenarten verströmen charakteristische und meist angenehme Düfte – oft bedingt durch ihr Terpenprofil. Dazu zählen unter anderem:

Nadelbäume und Balsambäume:

Kiefernarten produzieren Terpentin, das beim Anritzen der Rinde austritt.

Zitrusfrüchte:

Orangen, Zitronen, Mandarinen und andere Zitrusfrüchte enthalten Monoterpene wie Limonen, die für ihren frischen Duft verantwortlich sind.

Kräuter und Gewürze:

Pflanzen wie Koriander, Eukalyptus, Lavendel, Lemongras, Nelken, Kümmel, Pfefferminz, Rosmarin, Salbei und Thymian werden aufgrund ihrer aromatischen Terpene geschätzt.

Blüten und Früchte:

Rosen, Veilchen und andere Blüten liefern ätherische Öle, die in der Parfümerie und Kosmetik Verwendung finden.

Diese Terpene werden durch Anritzen, Extraktion oder Wasserdampfdestillation gewonnen – wie beispielsweise bei der Produktion von Rosenöl aus bestimmten Rosenarten.


Biologische und ökologische Funktionen

Die ökochemische Funktion der Terpene ist noch nicht vollständig erforscht, doch einige wichtige Aspekte sind bekannt:

Schutz und Abwehr:

Viele Pflanzen synthetisieren flüchtige Terpene, um Insekten zur Bestäubung anzulocken oder Fressfeinde abzuschrecken. Weniger flüchtige, toxische Terpene bieten zudem Schutz gegen Fraßfeinde.

Signalstoff und Wachstumsregulator:

Terpene können als Signalstoffe dienen und als Phytohormone das Wachstum und die Entwicklung der Pflanze beeinflussen.

Interaktion in Ökosystemen:

Auch Insekten nutzen Terpene: Sie verarbeiten sie zu Entwicklungshormonen und Pheromonen, um Artgenossen zu kommunizieren, Nahrungsquellen zu markieren oder vor Gefahren zu warnen. Pheromone, die auf Terpenbasis hergestellt werden, können beispielsweise als umweltfreundliche Insektizide eingesetzt werden, indem sie Schädlinge wie Borkenkäfer in Fallen locken.


Chemische Struktur und Klassifikation

Terpene werden üblicherweise nach der Anzahl ihrer Isopren-Einheiten klassifiziert, was ihre molekulare Vielfalt widerspiegelt:

1. Monoterpene (10 Kohlenstoffatome):

Bestehen aus zwei Isopren-Einheiten. Beispiele: Limonen, Myrcen, Pinene. Sie dominieren häufig in ätherischen Ölen und sind für ihre aromatischen Eigenschaften bekannt.

2. Sesquiterpene (15 Kohlenstoffatome):

Bestehen aus drei Isopren-Einheiten. Beispiele: Beta-Caryophyllen, Humulen. Sie werden oft für entzündungshemmende und antimikrobielle Wirkungen geschätzt.

3. Diterpene (20 Kohlenstoffatome):

Bestehen aus vier Isopren-Einheiten. Ein bekanntes Beispiel ist Vitamin A, das aus Diterpenstrukturen synthetisiert wird.

4. Triterpene (30 Kohlenstoffatome):

Umfassen sechs Isopren-Einheiten. Sie sind strukturell komplexer und finden sich in vielen pflanzlichen Substanzen, wie beispielsweise in Saponinen, die seifenähnliche Eigenschaften besitzen.

5. Tetraterpene (40 Kohlenstoffatome):

Bestehen aus acht Isopren-Einheiten. Carotinoide wie Beta-Carotin gehören zu dieser Gruppe und spielen eine wichtige Rolle als Antioxidantien.


Anwendungen in Parfümerie, Medizin und Kosmetik

Terpene sind aufgrund ihrer vielfältigen Eigenschaften in zahlreichen Branchen unverzichtbar:

Parfümerie:

Ätherische Öle, die reich an Terpenen sind, werden zur Herstellung hochwertiger Düfte verwendet. Die feinen, oft komplexen Aromen von Terpenen verleihen Parfüms ihre Einzigartigkeit.

Lebensmittel und Getränke:

Terpene werden als natürliche Aromastoffe zur Veredelung von Speisen und Getränken eingesetzt.

Medizin:

Viele Terpene besitzen antimikrobielle, entzündungshemmende, schmerzlindernde und antioxidative Eigenschaften. In der modernen Medizin werden sie zur Entwicklung pflanzlicher Arzneimittel genutzt und unterstützen therapeutische Anwendungen, von Hautbehandlungen bis zur Linderung systemischer Erkrankungen.

Kosmetik:

Aufgrund ihrer pflegenden und duftenden Eigenschaften finden Terpene auch in Hautpflegeprodukten und kosmetischen Formulierungen breite Anwendung.


Fazit

Terpene sind faszinierende, vielseitige Naturstoffe, die in zahlreichen Organismen vorkommen und eine zentrale Rolle in der natürlichen Abwehr, Kommunikation und Regulation spielen. Ihre chemische Vielfalt – von Monoterpenen bis zu Tetraterpenen – spiegelt die Komplexität und Anpassungsfähigkeit der Natur wider. Ob in der Parfümerie, in Lebensmitteln, in der Medizin oder in der Kosmetik – die Anwendungen von Terpenen sind ebenso vielfältig wie ihre Strukturen. Obwohl die vollständigen biologischen und ökochemischen Funktionen dieser Verbindungen noch erforscht werden, unterstreicht ihre breite Verwendung die immense Bedeutung, die Terpene in unserem täglichen Leben und in der modernen Technologie haben.

Weiterlesen

Terpene in Rosin
Diterpene

Hinterlasse einen Kommentar

Alle Kommentare werden vor der Veröffentlichung geprüft.

Diese Website ist durch hCaptcha geschützt und es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen von hCaptcha.