Einleitung
Vielleicht haben Sie es auch schon erlebt: Sie öffnen ein kühles Bier und schnuppern kurze Zeit später ein unverkennbar „grünes“, fast an Cannabis erinnerndes Aroma. Woher kommt diese verblüffende Ähnlichkeit? Die Antwort steckt in der botanischen Verwandtschaft von Hopfen (Humulus lupulus) und Cannabis – beide gehören zur Pflanzenfamilie der Cannabaceae. Dieser Beitrag beleuchtet die Gründe für das cannabisähnliche Aroma und erklärt, warum die Terpene sowohl in Hopfen als auch in Cannabis eine Schlüsselrolle spielen.
1. Verwandtschaft in der Cannabaceae-Familie
1. Merkmale der Familie
• Kletternde oder aufrechte Pflanzen: Zu Cannabaceae zählen Bäume, holzige Reben sowie einige krautige Pflanzen.
• Typische Blattform: Häufig gegenständige oder spiralig angeordnete Blätter, oft handförmig gelappt.
• Zweihäusig: Männliche und weibliche Individuen sind getrennt, was man von Cannabis bereits kennt.
• Blüten: Blütenblattlose Blüten mit trockenem, einsamigem Fruchtknoten (Achänen oder Samaras).
2. Hopfen und Cannabis
• Beide entstammen der gleichen Familie, weshalb sie chemische und biologische Ähnlichkeiten aufweisen.
• Zu den verbindenden Elementen zählen vor allem die Terpene – flüchtige organische Verbindungen, die für Duft und Geschmack verantwortlich sind.
2. Die Rolle der Terpene: Duft- und Geschmacksvielfalt
Was sind Terpene?
• Terpene sind natürliche Kohlenwasserstoffe, die Pflanzen (und manchen Tieren) individuelle Aromen verleihen.
• Sie wirken als Abwehrstoffe gegen Schädlinge oder als Lockstoffe für Bestäuber und übernehmen wichtige Funktionen bei der Stressabwehr der Pflanzen.
1. Gemeinsame Terpene in Hopfen und Cannabis
• Alpha-Caryophyllen:
• In Hopfen verantwortlich für bittere, holzige Obertöne.
• Kommt auch in Kräutern wie Salbei und Ginseng vor.
• In Cannabis (z. B. Sorten wie Biscotti, GSC und Chemdawg) prägt es den pfeffrigen, erdigen Duft.
• Myrcen:
• Verleiht Hopfen ein minzig-balsamisches Aroma mit pflanzlichen, blattartigen Nuancen.
• Auch in Mangos, Zitronengras und Eukalyptus zu finden.
• In Cannabis sorgt Myrcen für erdige, leicht fruchtige Noten.
• Alpha-Pinen:
• Bekannt für holzige, kiefernartige Düfte, in vielen saisonalen Festbieren präsent.
• In Cannabis verleiht es Sorten ein piniertes, frisches Aroma.
2. Warum Cannabis-Noten ohne Cannabis-Zusatz entstehen
• Da dieselben Terpene in beiden Pflanzen vorkommen, können Biere mit ausgeprägter Hopfenaromatik einen cannabisähnlichen Duft entwickeln.
• Das passiert ganz ohne Zugabe von Cannabis – allein das Terpenprofil der Hopfensorten reicht aus, um diese sensorische Täuschung hervorzurufen.
3. Hopfen: Ein Muss für die Bierherstellung
1. Das Aromen-Spektrum
• Hopfen verleiht Bier Bitterkeit, frische Kräuternoten und je nach Sorte vielfältige Aromen (Zitrus, Kiefer, Gewürze etc.).
• Besonders hopfenbetonte Biere wie India Pale Ales (IPAs) oder aromatische Craft-Biere lassen die Terpene stärker hervortreten.
2. Eine lange Tradition
• Als wichtige Zutat beim Bierbrauen ist Hopfen seit Jahrhunderten bekannt für seine konservierende Wirkung und komplexen Geschmacksnoten.
• Durch Züchtung und Kreuzung entstehen immer neue Hopfensorten mit raffinierten Aromaprofilen.
4. Die Geschmacksbrücke zwischen Bier und Cannabis
1. Craft-Bier und Cannabis-Crossover
• Insbesondere in der Craft-Bier-Szene experimentieren Brauer*innen mit Terpenen, um Biere zu schaffen, die intensive Geschmacksnoten von Kräutern, Gewürzen oder sogar dezenten Cannabis-Aromen aufweisen.
• Manchen Produzenten gelingt es, besonders harzige, hopfige Sorten zu entwickeln, die sensorisch an Cannabisblüten erinnern.
2. Keine psychoaktive Wirkung
• Obwohl Hopfen und Cannabis chemisch verwandt sind, fehlen Hopfen psychoaktive Cannabinoide wie THC.
• Terpene beeinflussen das Aroma und den Geschmack, aber nicht das Bewusstsein in Form eines Rauschs.
Fazit
Die botanische Verwandtschaft von Hopfen (Humulus lupulus) und Cannabis erklärt, warum manche Biere einen leicht cannabisartigen Duft entfalten können. Verantwortlich dafür sind Terpene wie Alpha-Caryophyllen, Myrcen und Alpha-Pinen, die in beiden Pflanzen weit verbreitet sind. Das nächste Mal, wenn Sie ein hopfenbetontes Bier öffnen und an Cannabis erinnert werden, liegt das also weder an einer Einbildung noch an einer geheimen Zugabe von Hanf – es ist schlicht das natürliche Aromenspiel zweier verwandter Pflanzen aus der Familie der Cannabaceae.
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