Die Diskussion um die Begriffe Indica und Sativa ist in der Cannabiswelt komplex und oft verwirrend. Während diese Kategorien traditionell zur Beschreibung der physischen Eigenschaften von Cannabispflanzen verwendet werden, rückt zunehmend in den Fokus, wie die chemische Zusammensetzung – insbesondere das Terpenprofil – das tatsächliche Wirkungserlebnis beeinflusst.
Physische Merkmale vs. Wirkung
Physische Klassifikation:
Indica- und Sativa-Pflanzen unterscheiden sich in ihrem Wachstumsmuster, ihrer Blattstruktur und anderen morphologischen Merkmalen. Indicas gelten oft als kompakter und buschiger, während Sativas größer und schlanker wachsen. Diese Eigenschaften basieren jedoch ausschließlich auf der Pflanzenbiologie und sagen nichts über die Wirkung aus.
Wirkungsprofil:
Wenn es um das subjektive Erlebnis geht – ob Cannabis eher entspannend oder stimulierend wirkt – spielen Terpene eine zentrale Rolle. Studien zeigen, dass das Terpen- und Cannabinoidprofil einer Chemovar weitaus genauer vorhersagen kann, welche Effekte ein Konsument erleben wird. Während THC den psychoaktiven Rausch liefert, sind es die Terpene, die spezifische sensorische und physiologische Wirkungen modulieren.
Forschungsergebnisse: Terpenprofile und ihre Wirkung
Eine umfangreiche Studie aus dem Jahr 2022, die ca. 90.000 Proben von legalen Märkten in sechs Bundesstaaten analysierte, kam zu dem Schluss, dass die traditionellen Indica- und Sativa-Kategorien unzuverlässige Indikatoren für die Wirkung sind. Die Analyse ergab drei dominante Terpen-Gruppen:
• Gruppe 1: Hohe Mengen an beta-Caryophyllen und d-Limonen
• Gruppe 2: Hohe Mengen an beta-Myrcen und Pinen
• Gruppe 3: Hohe Mengen an Terpinolen und beta-Myrcen
Diese Gruppen korrelierten nicht mit den klassischen Bezeichnungen „Indica“, „Sativa“ oder „Hybrid“.
Während frühere Studien (z. B. 2011) darauf hinwiesen, dass „überwiegend Indica“-Stämme oft von beta-Myrcen dominiert werden, zeigt die neuere, umfangreiche Untersuchung, dass das Wirkungserlebnis viel stärker vom individuellen Terpenprofil abhängt als von der botanischen Klassifikation.
Warum Terpene den Unterschied machen
Wirkungsmodulation:
• Entspannend vs. stimulierend: Bestimmte Terpene können beruhigende Effekte fördern, während andere eher anregend wirken.
• Individuelle Effekte: Die einzigartige Mischung der Terpene in jeder Chemovar verleiht ihr ein individuelles Aroma, Geschmack und eine spezifische Wirkung – sei es „couch-lock“ oder ein kreativer Energieschub.
Der Entourage-Effekt:
Der sogenannte Entourage-Effekt beschreibt das Zusammenspiel von Cannabinoiden und Terpenen, das die Gesamtwirkung einer Cannabissorte potenziert. Während Cannabinoide wie THC und CBD die Basiswirkung liefern, modulieren Terpene diese Effekte und sorgen dafür, dass das Erleben von Cannabis deutlich nuancierter wird.
Fazit: Terpene als Schlüssel zur Wirkung
Zusammenfassend lässt sich sagen:
• Physische Merkmale: Bestimmen, ob eine Pflanze als Indica oder Sativa klassifiziert wird – jedoch nicht direkt, welche Wirkung sie hat.
• Terpen- und Cannabinoidprofil: Dienen als verlässlichere Indikatoren für die sensorischen und therapeutischen Effekte von Cannabis.
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