Gesundheit

Ätherische Öle und Terpene in der Insektenbekämpfung: Wirkmechanismen und Anwendungen

Ätherische Öle und Terpene in der Insektenbekämpfung: Wirkmechanismen und Anwendungen

Einleitung

Ätherische Öle und Terpene stehen im Mittelpunkt zahlreicher Studien zur umweltfreundlichen Insektenbekämpfung. Ob in der Landwirtschaft, im Vorratsschutz oder im Haushalt: Diese natürlichen Substanzen weisen ein breites Wirkspektrum auf – von abstoßenden Effekten bis hin zur Störung lebenswichtiger Funktionen bei Insekten. Doch wie genau wirken sie auf Schädlinge, und welche Rolle spielen ihre flüchtigen Komponenten dabei? In diesem Beitrag beleuchten wir die wichtigsten Wirkmechanismen und aktuellen Erkenntnisse zu ihrem Einsatz.

1. Wirkprinzipien: Wie ätherische Öle und Terpene Insekten beeinflussen

1. Toxische Effekte durch Verschlucken, Kontakt oder Einatmung

Ätherische Öle können giftig wirken, sobald sie mit der Insektenschicht (Kutikula) in Berührung kommen, verschluckt werden oder über die Atmungsorgane ins Insekteninnere gelangen.

Bestimmte Inhaltsstoffe greifen das Nervensystem an oder blockieren lebenswichtige Körperfunktionen.

2. Abschreckung und Verhaltensänderung

Einige Öle wirken abschreckend (Repellent-Effekt) und hemmen die Nahrungsaufnahme von Insekten.

Andere können die Fortpflanzung und Wachstumszyklen beeinträchtigen, indem sie beispielsweise Eier oder Larven abtöten (ovizide bzw. larvizide Wirkung).

3. Neurotoxizität durch Monoterpene

Monoterpene, häufige Bestandteile vieler ätherischer Öle, können Neurotoxizität hervorrufen.

Ein Beispiel ist Thymol, das an GABA-Rezeptoren bindet und so die Funktion der GABA-Synapsen bei Insekten stört.

4. Physische Blockade

Bei topischer Anwendung (z. B. Aufsprühen) bilden ätherische Öle gelegentlich einen dünnen Film auf der Kutikula.

Dies kann den Luftaustausch blockieren und den Insekten so den Zugang zu Sauerstoff erschweren.

2. Forschungsergebnisse: Beispiele aus dem Vorratsschutz und Pflanzenschutz

1. Bekämpfung von Schädlingen in gelagerten Produkten

Ätherische Öle aus Lamiaceae (z. B. Thymian, Basilikum, Rosmarin) und Umbelliferae (z. B. Koriander) zeigten tödliche Wirkungen auf den Bohnenkäfer (Acanthoscelides obtectus).

Neben dem Abtöten erwachsener Käfer (Imagines) konnten diese Öle auch larvizide und ovizide Effekte hervorrufen, was die Fortpflanzung des Schädlings stark einschränkte.

2. Getreideschutz

Basilikum-, Patchouli-, Eukalyptus- und Thymianöle erwiesen sich als toxisch für verschiedene Schädlinge wie den Reiskäfer (Sitophilus oryzae) oder den Drogeriekäfer (Stegobium paniceum).

Ätherische Öle eignen sich folglich als natürliche Schutzmittel zur Lagerung von Getreide, indem sie Käfer fernhalten oder deren Population verringern.

3. Wirksamkeit bei fliegenden Insekten

Gegen die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) und die Weiße Gewächshausfliege (Trialeurodes vaporariorum) wurden mediterrane Pflanzenöle erfolgreich eingesetzt.

Diese Öle verhinderten das Schlüpfen von Eiern, verursachten Fehlbildungen und beeinträchtigten die Pupariumbildung bei der Fliege (Drosophila auraria).

4. Begasung und topische Anwendung

Citrus-Öle (z. B. aus Orangen oder Zitronen) sind bei Begasung oder topischer Anwendung besonders effektiv gegen Käferarten wie den Maisrüsselkäfer (Sitophilus zeamais).

Auch Krankheitsüberträger wie die Amerikanische Schabe sprechen auf diese Maßnahmen an, was die potenzielle Breite des Einsatzspektrums verdeutlicht.

3. Bedeutende Terpen-Inhaltsstoffe und ihre Funktionen

1. Thymol

Bindet an GABA-Rezeptoren und führt so zu Nervenschäden bei Insekten.

Kommt unter anderem in Thymian vor.

2. Carvacrol

Ähnlich wie Thymol, häufig in Oregano enthalten.

Wirkt antimikrobiell und zeigt abweisende Effekte gegen verschiedene Insektenarten.

3. Linalool

In Lavendel- und Korianderölen zu finden, wirkt beruhigend auf den Menschen, aber abschreckend auf Insekten.

Kann zusätzlich antimikrobielle Eigenschaften entfalten.

4. Chancen und Herausforderungen

1. Vorteile

Natürlichkeit: Ätherische Öle stammen aus Pflanzen und gelten als umweltfreundlichere Alternative zu synthetischen Pestiziden.

Vielseitigkeit: Sie wirken gegen eine breite Palette von Schädlingen, von Vorratsschädlingen bis zu fliegenden Insekten und sogar Krankheitsüberträgern.

2. Nachteile und Grenzen

Haltbarkeit: Flüchtige Verbindungen können schnell verdampfen und erfordern daher regelmäßige Anwendung.

Standardisierung: Die Zusammensetzung ätherischer Öle kann je nach Anbaubedingungen stark variieren, was reproduzierbare Ergebnisse erschwert.

Toxizität und Resistenz: Zwar gelten pflanzliche Öle als relativ sicher, dennoch sollte man mögliche Nebenwirkungen und Resistenzentwicklungen im Auge behalten.

3. Optimierungsbedarf

Weiterführende Forschung zu Formulierungen (z. B. Mikroverkapselung) und Ausbringungsmethoden (z. B. Vernebelung, Gießmittel) könnte die Wirksamkeit und Haltbarkeit verbessern.

Die kombinierte Anwendung mit anderen Biopestiziden oder Nützlingen könnte den Einsatzbereich erweitern und Resistenzprobleme minimieren.

Fazit

Ätherische Öle und Terpene bieten eine vielversprechende, naturbasierte Alternative zu klassischen Insektiziden. Ihre breite Palette an Wirkungen – von neurotoxischen Effekten bis hin zu Repellent-Eigenschaften – macht sie in verschiedenen Bereichen anwendbar, vom Vorratsschutz bis zur Bekämpfung von Krankheitsüberträgern. Dennoch ist die erfolgreiche Nutzung dieser Stoffe an gewisse Bedingungen geknüpft: Sorgfältige Untersuchungen zur optimalen Dosierung, Applikation und Stabilität sind unerlässlich, um Wirksamkeit und Umweltverträglichkeit gleichermaßen zu gewährleisten. Mit fortschreitender Forschung werden ätherische Öle und Terpene in Zukunft sicher noch eine bedeutendere Rolle im integrierten Pflanzenschutz und in nachhaltigen Schädlingsbekämpfungsstrategien spielen.

 

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